Gute Nacht.


Mein Mann kommt eben ins Schlafzimmer, er wird heute Nacht erfrieren. Das Fenster war bis eben offen. Jetzt ist es zu, deswegen werde ich ersticken. Und kommt jetzt nicht mit diesem Kompromissquatsch, jede Beziehung ist durch das Thema Lüften per se gefährdet. Von Anfang an. Weil immer beide leiden. Es gibt keine Mitte. Abwechseln macht keinen Sinn, dann kann sich der Körper auf nichts einstellen und leidet jede zweite Nacht umso mehr. Nichts macht Sinn, man kann dem Elend nicht entrinnen. Ich habe mir, kurz nachdem mein Mann und ich zusammengezogen waren und ich festgestellt hatte, dass er im letzten Leben ein afrikanisches Höhlentier war, eine Sommerbettdecke gekauft, hauchdünn mit trotzdem Flausch drin. Es hilft nichts, ich ersticke nachts bei geschlossenem Fenster. Mein Mann hat auch eine neue Bettdecke, Ihr ahnt es, genau, Winter mit extra Flausch. Er hält mich für einen reinkarnierten Pinguin. Pinguine und afrikanische Höhlentiere können nicht zusammen leben, so viel steht fest, es muss mit dem Tod enden.

Ich sags schonmal, es gibt keine Lösung, keine befriedigende, nur Annäherungen. Zum Beispiel die, dass das Fenster zu bleibt und der Pinguin unterm Sauerstoffzelt nächtigt. Oder das Fenster bleibt offen und das afrikanische Höhlentier schläft mit Daunenbettpuschen und Nickianzug mit Kapuze.

Obwohl… das ist es! Und ich hab doch gleich eine schöne Idee für ein Weihnachtsgeschenk! Yeah! Wenn sich alle unlösbaren Probleme so einfach lösen ließen. Na dann, gute Nacht.

Toll, toller, Toleranz


Heute beschäftige ich mich mit der Frage, ob ich tolerant bin. Ich finde ja total. Also auf den ersten Blick. Mit und neben mir darf jeder so leben, wie er oder sie es möchte, so lange er oder sie mir nichts tut. Also mit Kopftuch oder ohne, mit Auto oder ohne, er darf Kinder mögen oder Hunde oder Katzen oder Vogelspinnen. Religion, Sexuelle Neigungen, Herkunft, geschenkt. Voll tolerant, oder? Ich gehe sogar so weit, dass ich Andersdenkende und -lebende um mich herum geradezu einfordere, ich langweile mich nämlich sonst. Ich brauche ein bisschen Unterhaltung, Inspiration und auch Reibung, sonst spüre ich mich nicht. Tja, Reibung.

Neulich war ich bei einer Kosmetikerin. So einer Hotelkosmetikerin, die gestressten Muttis wie mir eine Stunde lang das Gefühl gibt, sie seien Kleopatra, mindestens. Natürlich habe ich mich auch hier nach kürzester Zeit gelangweilt und wir kamen ins Gespräch und irgendwie, nach ein paar inhaltslosen Schlangenlinien, waren wir beim Thema Toleranz gelandet. Der unvermeidliche Satz kam: „Ich hab ja nichts gegen Ausländer“. In mir passierte allerlei. Immerhin war ich Kleopatra und sollte mich entspannen, da hieß es, Contenance bewahren, sonst war alles dahin. Außerdem war die Dame nicht nur total nett, sondern sie verwöhnte und bepuschelte mich, während sie sich darüber ausließ, dass die „Sintis und Romas“ zu viert nach Deutschland kommen, „und dann machen die ein Gewerbe auf, aber arbeiten gar nicht und dann holen die alle anderen nach und dann leben die hier zu zehnt. Von Ihren Steuern! Und ich steh hier für das gleiche Geld und mache. Und dann beschweren die sich noch, dass sie so eng wohnen müssen! Und das finden Sie richtig?“ So, darauf nun mal antworten, mattgebatikt mit Waschlappen im Gesicht. Und da wurde mir klar: Jetzt war die wahre Stunde meiner Toleranzprüfung gekommen.

Jetzt durften sie alle aus ihren Löchern kommen, die wirklich Andersdenkenden als ich: Leute, die ihre eigene Kultur bedroht sehen, wenn zu viele Muslime in Deutschland leben. Leute, die Anpassung und Integration verwechseln, also in meiner Welt. Leute, die die Straßenverkehrsordnung auswendig können, falls ein Radfahrer mal nicht absteigt. Leute, die behende vor der wackligen Omi mit ihrem Schwerbehindertenausweis wedeln. Insgesamt Leute, die glauben, sie kämen zu kurz im Leben, und zwar grundsätzlich. Leute, die Kunst nur mögen, wenn sie sie mitsummen oder nachmalen können. Leute, die jeden Satz mit Ich anfangen. Leute, die nicht sehen können, ob einer weint oder lacht. Leute, die glauben, sie kennen keine Schwulen oder Lesben, und wenn, dann störe es sie ja auch gar nicht, solange die das nicht so raushängen lassen. Leute, die meinen, Neger sei ein völlig korrekter Begriff, weil er ja nicht bös gemeint ist und die, die Negerkuss nicht mehr sagen, hätten auch sonst keinen Spaß im Leben. Hab ich wen vergessen?

Während ich also in saubersten Ichbotschaften von meiner Haltung faselte, nach der jeder hier herkommen könne, der mich nicht angreift und unsere Gesetze respektiert, und davon, dass ich persönlich noch keine schlechten Erfahrungen diesbezüglich gemacht hätte und mithin auch bereit sei, meine Steuern für jeden zu zahlen, der diese Steuergelder eben braucht, merkte ich, wie intolerant ich bin. Ich wollte nämlich nur eines: die Kosmetikerin von meiner Haltung überzeugen. Ich säuselte, argumentierte vorsichtig, aber bestimmt, ging hier und da einen Schritt auf sie zu, umgarnte sie mit meiner Weltsicht und lobte sie derweil für ihre Kosmetikkunst. Hätte ich gewusst, dass sie auch nur eines meiner Argumente mit nach Hause genommen und dort gar vorgetragen hätte, es wäre mein Erfolg gewesen.

Jedem anderen Vertreter der oben genannten Personengruppen wird mein missionarischer Eifer ebenso zuteil, wenn er mich lässt. Ich halte mich nämlich – und jetzt tuts weh – für moralisch überlegen. Ich halte meine Lebensmaxime für besser und mich selbst dahingehend für toller als die. Krass, oder? Wenn es aber keine Bewahrer, keine Ängstlichen, keine Intoleranten gäbe, niemanden, der seine Gruppe verteidigt vor Fremden, niemanden, für den Regeln Sicherheit bedeuten, niemanden, der zuerst sich und seine Absicht sieht und dann erst die anderen, wäre die Welt dann besser?

Ja!

Nein!

Doch!

Ach, was weiß denn ich. Die Kosmetikerin und ich, wir mochten uns jedenfalls trotz Allem und darauf bin ich stolz. Und meine Augenbrauen, ich sag Euch: toll!

Muff

Eine zentrale Frage einer in Beziehung oder in Familie lebender Frau ist heutzutage: Halte ich aus, dass er die Wäsche zerknüllt auf die Leine hängt oder mache ich die ganze Wäsche allein?

Eltern Bashing Bashing

Eltern Bashing ist in. Und meistens fühle ich mich ertappt. Vielleicht bin ich gar nicht gemeint, aber trotzdem:

Allerliebste Menschen ohne Kinder, die uns Eltern, insbesondere in Großstädten, wo wir ja jede Ecke gentrifiziert haben, dies und jenes vorwerfen: es nervt langsam! Ich bin nicht bereit, meine Kinder mit Schokolade vollzustopfen, bis in die Puppen wach sein zu lassen, ihnen beim ersten Trotzanfall eine runter zu hauen, sie ohne Helm neben einer Straße bergab Radfahren zu lassen, sie stundenlang schreien zu lassen, weil ich telefonieren oder fernsehen oder ausgehen will, sie zum Schwimmen lernen ins Wasser zu schubsen, sie ungeschützt unterm Ozonloch Hautkrebs kriegen zu lassen, ihnen mit 12 die erste Zigarette zuzustecken, sie sich so lange streiten zu lassen, bis sie bluten, ihnen unbequeme Schuhe und kratzende Mützen zu kaufen, sie mit einer Woche abzustillen, sie beleidigen zu lassen, sie hässlich anzuziehen, sie sich ständig selbst zu überlassen, sie unangschnallt ohne Kindersitz im Auto mitfahren zu lassen, weil uns das in den Siebzigern oder Achtzigern alles auch nicht geschadet hat. Doch, hat es.

Ihr seid enttäuscht, weil all Eure Freunde vorher den modernen Kinderheckmeck auch doof fanden und es nun selbst wie alle anderen machen? Gut, ich bin auch enttäuscht. Davon, dass manche von Euch am Telefon gnadenlos weiterreden, wenn im Hintergrund eins meiner Kinder weint. Ihr findet, es müsse sich schließlich auch zurücknehmen können, wenn Mama mal telefonieren will. Musstet Ihr als Kind ja schließlich auch. Liebe Leute, da wart Ihr 8 und nicht zwei! Als Ihr zwei wart, hat Eure Mutter nämlich mit niemandem tagsüber telefoniert, das war nicht üblich. Überhaupt telefonieren. Ich soll nicht immer von meinen Kindern erzählen? Warum nicht? Ich habe heute und gestern und vorgestern viel Zeit mit ihnen verbracht und viel Energie, sie beschäftigen mich. Früher hat Euch auch interessiert, was mich beschäftigt. Mich interssiert auch, wie es Euch geht und Politik und Kultur im Übrigen auch. Auch, wenn ich nicht mehr so oft ins Kino gehen kann! Übrigens, deswegen kommen meine Kinder auch in Facebok vor. Die Idee von Facebook ist, sich über sein Leben öffentlich auszutauschen, das kann man mögen oder nicht. Ihr postet Eure Fernreisenfotos, Autos, neue Schuhe und Anderes, ich poste Sachen über meine Kinder und Anderes. Soll ich so tun, als hätte ich keine? Warum?!

Und ja, ich lebe mit Kindern in einer Großstadt. Das ist nicht immer einfach für alle. Nein, es ist nicht schön, wenn mehrere Muttis nebeneinander ihre Kinderwagen schieben und keinen Platz machen. Mich stört das auch, natürlich. Mich stört jeder Mensch, der rücksichtslos ist. Meine Beobachtungen haben ergeben, dass das auch auf manche Menschen ohne Kinder zutrifft. Sie hauen mir die Tür ins Gesicht, brüllen mir ihr Privatleben ins Ohr, nehmen mir die Vorfahrt oder latschen auf den Radweg. Und wisst Ihr was? Es gibt auch rücksichtsvolle Mütter, ganz im Ernst! Sie bedanken sich, wenn man ihnen Platz macht und bemühen sich, dass alle zurecht kommen. Sie entschuldigen sich, wenn sie zu ausladend sind. Und ganz ehrlich: Ja, eine Mutter mit einem Kinderwagen sollte möglichst noch Platz in einem Bus finden. Rückt einfach zusammen und haltet Eure Klappe. Das habt Ihr früher auch gemacht, bevor Eure Freunde Kinder gekriegt haben, ich auch.

Und noch was: Ihr seid genervt, weil es so schwierig ist, Eltern zu treffen? Weil die morgens arbeiten und nachmittags ihre Kinder betreuen und abends zu müde sind? Stellt Euch mal vor, ich bin davon auch oft genervt! Aber so ist es eben mit kleinen Kindern und so war es schon immer. Sie kosten Zeit und Kraft und Ihr müsst dafür ein bisschen Platz machen. Ihr fehlt mir trotzdem! Ich würde mich freuen, wenn ich mehr Besuch von Euch bekäme. Auch wenn ich zwischendruch mal nen Schnuller stecken muss oder früh müde werde. Wenn Ihr mal Kinder habt, sind meine vielleicht größer und dann komme ich zu Euch. Und wenn Ihr keine kriegt, komme ich auch.

Ach, und zu den Vätern, die Euch Männer plötzlich so nerven, weil sie ihre Babys im Tragetuch tragen und bei der Geburt dabei waren und davon erzählen, womöglich emotional. Ihr wolltet doch nie so werden, wie Eure eigenen Väter! Die sich erst viel zu spät für Euch interessiert haben und die ganze Erziehung Euren Müttern überlassen haben. Die sich beschwert haben, weil Eure Mütter im Wochenbett die Hemden nicht pünktlich gebügelt und die Haare nicht ordentlich onduliert hatten. Die Ihr nie habt weinen sehen. Jetzt sind sie da, die beteiligten, gefühlvollen Väter und wisst Ihr was? Das ist ein Schritt nach vorne! Es ist alles noch nicht perfekt, alle müssen noch ein bisschen üben, aber es wird besser, ist doch toll!

Und zu guter letzt: Früher saßen wir alle im selben Boot und nun verraten wir Eltern unsere alten Ideale? Ach was. Darüber haben wir schon mit 14 geschimpft, wenn der oder die erste plötzlich mit jemandem ging. Und darüber werden wir mit 90 noch schimpfen, wenn Stefan plötzlich doch ins Altersheim geht und es gar nicht so schlecht findet. Oder wenn Martin den Führerschein abgibt, obwohl er das nie wollte. Ja, Menschen ändern sich. Sie können sich trotzdem mögen.

Wollen wir uns vertragen?

PS: Wir haben niemals mit 5 Jahren stundenlang allein in all den vielen riesigen Wäldern der siebziger Jahre gespielt und sind mit Kirchengeläut nach Hause gekommen. Da waren wir mindestens 10. Wenn überhaupt. Ich persönlich hatte nie eine Seifenkiste und nie ein Baumhaus. Und so viele einsame Feldwege mit Bäumen zum Draufklettern und Schmetterlingen zum Fangen und Grashalmen zum Draufpfeifen gab es auch nicht. Das war bei Astrid Lindgren und Mark Twain.

Frohes Neues Jahr!


Was passiert mit uns, wenn Sachen zu Ende gehen? Erstens, wir wollen sie behalten, so, wie sie sind. Zweitens, wir hätten sie doch gern anders gehabt und ärgern uns, dass wir es nun nicht mehr ändern können. Drittens, wir erinnern uns an alles Mögliche, was in unserem Leben auch schon mal zu Ende gegangen ist. Aus diesem Knoten entspringt diese total verrückte Stimmung in der letzten Woche eines Jahres. Immer wieder dieser Schock, dass es plötzlich zu Ende ist, das Jahr, wir sind noch nicht so weit, da war noch was zu erledigen und schon gar nicht sind wir offen für ein neues. Das letzte Jahr war gar nicht so schlecht, aber dieses oder jenes hätten wir doch gern… und überhaupt, so viele liebe Menschen schon gestorben, die schlanke Figur längst in den ewigen Jagdgründen, die schöne Porzellanschale von Omi gestern noch kaputt gegangen, die alte Liebe vollends aus dem Blick verloren, Klopapier ist auch schon wieder alle, man braucht neue Schuhe, der Schneerand von den Winterstiefeln geht nicht weg. So ist sie, die letzte Woche des Jahres und das ständige Kirchengebimmel tut noch sein Übriges, um alte Kindheitserinnerungen, gute wie schlechte, von ganz tief unten wieder ins Bewusstsein zu läuten. Menschen ohne Badewanne können einpacken.

Mein Freundeskreis teilt sich auf in die Gruppe der Kranken, die der Depressiven und die der „Nee, bei uns alles ok, keine Ausfälle zu vermelden“-Vermeldenden. Die mit Kindern sind stolz, dass sie wider Erwarten alles Notwendige eingepackt, gekocht, verschenkt und an den Weihnachtsbaum gehängt haben und dass immer noch alle zusammen sind, die ohne Kinder sind stolz, dass sie die letzten Tage in Würde und Gemütlichkeit verbracht haben und alle sind erleichtert, dass Weihnachten doch so glimpflich abgelaufen ist. Und nun ist es höchste Zeit, zusammenzubrechen.

Nur Mut, liebe Leute, nicht weinen, der Januar kommt bestimmt, und mit ihm neue Kraft oder wenigstens neue Ideen. Als damals die DDR zu Ende ging, haben auch so manche geheult und heute will sie kein Mensch mehr ernsthaft zurück. Und vielleicht wird ja sogar die FDP irgend jemanden finden, der Lust hat, aus einem Trümmerhaufen wieder eine echte Partei zu machen. Na denn, frohes neues Jahr!

Nachtrag vom 16.01.2011. Ich habe den Januar überschätzt, wie jedes Jahr und verweise an dieser Stelle auf den April.

Memory


Meine Freundin sammelt vierzigjährige Frauen. Sie hat in ihrem Freundeskreis schon folgende Varianten: Vierzig, alleinstehend, ohne Kinder. Vierzig, in Beziehung, ohne Kinder, Kinderwunsch. Vierzig, in Beziehung, mit Baby und/oder Kleinkind (dazu gehöre ich). Vierzig, in Beziehung, Kinder im Teenie-Alter. Vierzig, geschieden und/oder in neuer Beziehung, mit erwachsenen Kindern. Vierzig, Großmutter. Mich gruselt das. Vierzig ist unter Berücksichtigung aktueller biologischer und gesellschaftlicher Faktoren das vielseitigste Alter für Lebensmodelle von Frauen. Mit dreißig und fünfzig bröckeln jeweils am oberen und unteren Ende Varianten weg, aber für uns heute Vierzigjährige ist alles drin, beziehungsweise wäre alles drin gewesen. Das ist der berühmt-berüchtigte Fluch meiner Generation, die Freiheit der Entscheidung für alles Mögliche, was natürlich bedeutet, dass man sich hauptsächlich gegen lauter Sachen entscheiden musste, besonders als Frau wegen der Biologie. Man musste zum Beispiel schon mit unter 20 wissen, ob und was man studieren will und mit welchem Ziel, mit 30 musste man das Thema Paarung zumindest gedanklich vorbereiten, ab Mitte 30 in die konkrete Planung gehen. Dazwischem musste man sich für und gegen vielerlei Dinge, wie zum Beispiel Haus auf dem Land oder Stadtwohnung, klassische oder moderne oder gar keine Möbel, freies oder angestelltes Arbeiten, Kochbücher oder Fertiggerichte, Nähen oder Nähenlassen, Auto oder Fahrrad oder VW-Bus oder Mischformen, Fitnessclub oder Joggen entscheiden. Für die Generation nach uns wird es wieder leichter. Wer heute kein Abitur macht, ist von vorneherein raus, es sei denn, er oder sie holt es später nach, das gilt auch, wenn man einen Beruf im Einzelhandel oder Handwerk anstrebt. Generell wird man ohnehin nicht mehr unbefristet eingestellt, so dass man beruflich höchstens eine Zweijahresplanung vornehmen muss. Der Staat und die Kommunen sind pleite, das Beamtentum stirbt nach und nach aus und sogar als Lehrerin kriegt man nicht mehr regelmäßig Gehalt. Wer sich also für ein Beamtendasein entscheidet, muss damit rechnen, entweder kurz vor der Verbeamtung wieder rausgeschmissen zu werden oder nach kurzer Zeit wegen des öffentlichen Geldmangels so frustriert zu sein, dass man von selbst geht und noch einmal ganz von vorn woanders anfängt. Für eine kulturell ausgerichtete Ausbildung entscheiden sich nur noch die ganz Verrückten, eigentlich fällt es als Berufswahl aus, zumindest wenn man davon leben muss, Kultur als Lebensweg ist tot. Multikulti ist auch tot, wie man dieser Tage lesen muss, ethnische oder sprachliche Studiengänge fallen also auch weg, außer vielleicht Chinesisch oder Indisch. Selbst für den Beruf des Arztes entscheiden sich heutzutage nur noch Menschen, die Spaß an einer zwölfjährigen Ausbildung haben, an deren Ende sie 24-Stunden-Schichten für das Gehalt eines Schuhverkäufers schieben. Im Grunde müssen die heute jungen Menschen bei der Berufswahl nur wenige Entscheidungen treffen: Programmierer oder BWL plus irgendwas mit Medien, BWL plus irgendwas mit Asien, BWL plus irgendwas mit Steuern, Revision oder Altersvorsorge, Wohnungsmakler oder Einzelhandel mit Schwerpunkt Elektrofachmarkt. Allers andere geht nur als Hobby und hat dann zur Folge, dass man sich ohnehin keine Kinder leisten kann, so dass diese Entscheidung dann auch wegfällt.

Aber zurück zu den heute vierzigjährigen Frauen. Das eigentliche Dilemma ist, dass es ungleich weniger männliche Gegenstücke gibt. In meiner männlichen Privatsammlung im Freundeskreis befinden sich nur die folgenden Modelle: Alleinstehend und seit 25 Jahren im Flirtmodus, 10 davon in Singlebörsen. In Beziehung lebend ohne Kinder, weil sie sich mit 40 noch nicht reif dafür fühlen. Familienväter. Geschiedene oder getrennt lebende, unterhaltspflichtig für 1-3 Kinder. Es fällt ins Auge, dass man mit den Frauenmodellen nur ganz, ganz wenige Pärchen bilden kann. Zum Beispiel geht der ewig flirtende Bindungsflüchtling nicht mit der Alleinstehenden zusammen, sofern sie einen Kinderwunsch hegt. Auch nicht mit der in erster oder zweiter Beziehung mit Kindern lebender und schon gar nicht mit der Großmutter. Eigentlich mit überhaupt keiner Vierzigjährigen, da er von einer Fünfundzwanzigjährigen träumt. Die Familienväter und die Paare mit Kleinkindern nehme ich aus ethisch-moralischen Gründen und aus persönlicher Verlust-Ur-Angst mal raus aus dem Memory. Mögliche Paarungen sind: der Beziehungsmann, der mit dem Kinderwunsch noch wartet, mit der Alleinstehenden ohne Kinder und ohne Kinderwunsch (bei der Frau mit Kinderwunsch gibt es nur eine kurze Zeitspanne, in der das Sinn macht, sie beträgt ungefähr zwei Wochen, meistens kurz nach Weihnachten, wo der Mann merkt, dass Familie doch irgendwie schön ist und wo sie sich jung genug findet, weil sie über die Feiertage mal ausruhen und baden konnte). Der unterhaltspflichtige Mann mit der geschiedenen Frau und mit der Großmutter. Und das wars eigentlich. Nee, also alles in Allem ist vierzig ein frauenfeindliches Alter. Das ist schade, denn in meiner persönlichen weiblichen Sammlung befinden sich ausschließlich attraktive, weitgehend in sich ruhende, unperfekte aber großartige Frauen mit vielen Ideen und noch mehr Verve und oberviel Witz, liebe fünfzigjährige Männer, das ist Eure Chance!

Scheißegal, ich bin vierzig.


Ich fahr nicht gern Auto, und wenn nebendran

auf dem Beifahrersitz, mit Sitzheizung an.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Das Kissen, auf dem ich die Nacht verbracht

hab ich im Gesicht bis abends um acht.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Worauf ich geschimpft mit Verve allzumal

find ich heute gut, zumindest egal.

Zum Putzen hab ich seit Jahrn Personal,

ab dem zweiten Stock ist treppauf eine Qual,

gegen allerlei Weh stehn Pillen im Regal,

meine Nachbarin – warte, wie heißt sie nochmal –

Scheißegal, ich bin vierzig.

Der Oberarm schlabbert, das Doppelkinn auch,

Ich träum nicht mal mehr vom Bikinibauch!

Ihr könnt mich mal sonstwo, Frau Schiffer, Frau Klum,

steh ich voll drüber, ich bin ja nicht dumm!

Ich strahle von innen und das macht mich schön.

Glaub ich zumindest, ich kanns bloß nicht sehn.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Die letzte Demo liegt Jahre zurück,

heut drück ich „I Like“ und finde mich schick.

Atomkraft, Genetik, ein Wirtschaftsskandal?

Ich schüttel den Kopf und finds dann banal.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Hätt ich mich gemocht als ich 15 war?

Wollt ich so werden – so unangreifbar?

So nett, so gediegen, so angepasst,

mit leicht kritischer Note, aber nirgends gehasst?

Natürlich nicht, wer so war, war oll.

Doch mit 15 war ich nun auch nicht so toll.

Ach kommt, ich werde bald Alzheimer kriegen

und bis dahin schließ ich mit mir meinen Frieden

und lehn mich zurück, Ikea sei Dank,

lackiere mir die Fußnägel blank

(auch im Winter, falls ich ins Krankenhaus muss),

geb dem Mann und den Kindern nen herzlichen Kuss

und freu mich, dass ich es leicht nehmen kann,

das Leben. Es fängt jeden Tag an.

Hurra, ich bin vierzig!

Moment, ich bin grad auf Klo!


So, das Maß ist voll, ich zähle jetzt alle Geräte auf, die Piepsen, wenn sie mir etwas sagen möchten und die nicht aufhören, bis ich die von ihnen gewünschte Handlung vorgenommen habe:

  • Meine Waschmaschine
  • Mein Wäschetrockner
  • Mein Anrufbeantworter, wenn ich den neuen Anruf noch nicht abgehört habe (wenn zwei drauf sind, piepst er nur für den neuesten, den davor darf ich ruhig vergessen, mein Anrufbeantworter ist ein bisschen schlicht)
  • Mein Leihwagen wenn ich
    a) nicht angeschnallt bin
    b) mein Beifahrer nicht angeschnallt ist
    c) das Licht noch an ist
    d) eine nicht näher benannte Tür noch offen ist
  • Meine Mikrowelle
  • Der Rauchmelder in der Sauna, die ich kürzlich aufgesucht hatte, nachdem der Dampf, den ich beim Kaltduschen verursacht hatte, in den Ruheraum eingedrungen war
  • Mein Laptop, wenn es Energie braucht
  • Mein Mobiltelefon, wenn es
    a) Energie braucht
    b) ich eine SMS noch nicht gelesen habe
    c) es sich einsam fühlt

Liebe Geräteentwickler, ich fühle mich ohnmächtig. Wenn Ihr schon das Gepiepse einprogrammiert, dann programmiert bitte den Fall mit ein, dass man gerade nicht reagieren kann oder will. Zum Beispiel weil man auf Klo sitzt und deswegen nicht umgehend zur Waschmaschine laufen möchte, sondern etwas später. WENN MAN FERTIG IST!

Und warum piepst niemand, wenn man es mal braucht?! Hier ein paar Entwicklungsideen für sinnvolles Piepsen:

  • Süßigkeitentüte: Man wollte nur drei Bonbons oder Kekse essen und nimmt sich schon den zehnten
  • Feierabend: Man wollte um sieben Feierabend machen und es ist nach acht
  • Autodach: Dort hat man das Portemonnaie, den Schnuller fürs Baby (das zehn Minuten später auf der Autobahn erbärmlich schreit), den Kaffeebecher, die vertrauliche Geheimdienstunterlage, seinen Laptop oder sonst eine lebensnotwendige Sache liegengelassen
  • Sofa: Man hatte sich vorgenommen, zum Sport zu gehen und sitzt schon seit zwei Stunden drauf und schaut auch noch RTL
  • Quasselstrippe: Selbige labert einen voll und reagiert auf kein einziges nonverbales Signal und man kann nicht fliehen (volle S-Bahn, man holt sein Kind vom Kindergarten ab und es hat noch keine Schuhe an)
  • Natur: Man möchte mit seiner Familie ein wildromantisches Picknick machen und breitet alles neben dem Wespennest, Mückenschwarm, Ameisenvolk, Rattenwohnheim aus
  • Shoppen: Man ist nur noch mit 80 Euro im Plus und hat schon für 200 eingekauft
  • Haustürschlüssel:
    a) Er liegt noch drinnen und man ist draußen und es friert und das Kind hat keine Mütze auf
    b) Er steckt von draußen an der Haustür und niemand ist zu Hause und man hat sich schon mehr als 50 Meter vom Haus entfernt
    c) Er befindet sich in der Hand eines unter fünfjährigen Kindes, das Haustüren zwar zu-, aber nicht wieder aufschließen kann
  • Blase: Man muss mal, ist aber zu faul und dann sitzt man 1 Stunde im öffentlichen Personennahverkehr fest.

Da ist man dann auf seine innere Stimme angewiesen und versagt kläglich. So, Ihr Schlauberger, macht was draus!

Nein Danke.


Habt Ihrs gemerkt? Es gibt eine neue Bedrohung in Deutschland. Eigentlich gibt es sie schon seit mehreren Jahrzehnten, aber irgendwie fiel es am Anfang nicht auf, dass so viele von ihnen bei uns leben. Die Warner der ersten Stunde hat man überhört, und dann hat man sich doch an sie gewöhnt. Und jetzt plötzlich sind sie allgegenwärtig, man sieht sie in jeder U-Bahn, sie unterwandern deutsche Klassenzimmer – in manchen Klassen sind sie schon in der Überzahl, besonders in Großstädten! – sie sind mehr und mehr in der deutschen Fernsehlandschaft präsent und manche leiten sogar Jugendfreizeiten oder sind Lehrer!

Aber was für Menschen verbergen sich eigentlich dahinter? Ein Deutungsversuch: Sie kaufen meistens im kleinen Eckladen ihr Gemüse ein und ansonsten in den großen Discountern. Naja, die meisten von ihnen gehören eben nicht der Wirtschaftselite an. Oft sind sie etwas nachlässiger gekleidet, als der deutsche Durchschnitt. Warum? Allein mit mangelnden ökonomischen Mitteln ist das nicht zu erklären, steckt vielleicht ein mangelnder Respekt gegenüber sich selbst und damit auch gegenüber ihren Mitmenschen dahinter? Ignoranz gegenüber den Gepflogenheiten ihres Umfeldes? Ah, apropos Ignoranz, sehr häufig sind sie äußerst verschlossen gegenüber Andersdenkenden. Mit ihnen zu diskutieren ist kein Vergnügen, ich würde sagen, ihnen haftet oft etwas Missionarisches an. Ich meine, beobachtet zu haben, dass das insbesondere für Männer gilt, aber da bin ich nicht so sicher, ich will nicht stigmatisieren, immerhin sind es ja auch Mitbürger meines Landes, meistens jedenfalls.

Besonders gefährlich finde ich die Tatsache, dass sie inzwischen die bürgerliche Klasse erreicht haben. Viele von ihnen haben studiert und leben angepasster, als noch die Generation davor. Dadurch steigt ihr Einfluss auf die deutsche Gesellschaft natürlich erheblich, und hat nicht die Geschichte immer wieder gezeigt, dass an dieser Stelle die tatsächliche Gefahr beginnt? Müssen wir nicht alle aufhorchen und wachsam sein und immer ein Auge darauf haben, dass unsere kulturellen, gesellschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Grundwerte gewahrt bleiben? Gerade jetzt, wo auch Menschen mit Macht und Einfluss unter ihnen sind?

Tja, die deutschen Grundwerte, darüber herrscht natürlich keine Einigkeit, nicht mal die Verfassung ist noch sicher. Aber ein paar Prinzipien teilen wir ja wohl alle: Hier in Deutschland ist man gesittet und zivilisiert. Dazu gehört, dass man nicht immer gleich lauthals lospoltert, man tut seine Meinung mit ruhiger Stimme und eher im Verborgenen kund, zum Besispiel bei einem gepflegten Glas Wein in einer Kneipe oder zu Haus. Keinesfalls auf der Straße, das belästigt nämlich alle anderen, die vielleicht gerade ihre Ruhe haben wollen. Außerdem sind wir ein ehrgeiziges Volk, das ist nunmal so. Wir wären nicht, wo wir heute sind, wenn nicht alle mit angepackt hätten, damals, nach Fünfundvierzig. Wenn wir unsere wirtschaftlichen Interessen nun wieder aus den Augen verlören, es dauerte nicht lang, und wir könnten uns verabschieden von einer führenden Rolle in der EU. Fragt mal die Franzosen, die sehen das genauso! Und immerhin ist unser Sozialsystem abhängig davon, dass wir weiterhin prosperieren, ich sag nur Gesundheitssystem, das geht ja jetzt schon den Bach runter, obacht! Und noch ein Grundwert, oft zu Unrecht belächelt, aber am Ende steht die Mehrheit der Deutschen doch dahinter: Pünktlichkeit. Unser Räderwerk ist ja auch deshalb so effizient, weil man sich verlassen kann. Außerdem hat Pünktlichkeit auch was mit Respekt zu tun. Diese Leute belächeln Pünktlichkeit oft als typisch deutsch und Mitbürger, die Wert darauf legen, werden mit einem verständnislosen Kopfschütteln bedacht, wenn nicht beschimpft, im eigenen Land! Jedenfalls ist das mein Eindruck, wie gesagt, ich will ja nicht stigmatisieren.

Nein, es muss in einem Land, in dem zum Glück Meinungsfreiheit herrscht und in dem sogar Alice Schwarzer in aller Öffentlichkeit für ein generelles Kopftuchverbot plädieren darf, weil sie meint zu wissen, dass dies den muslimischen Mädchen an den Schulen mehr Freiheit ermöglicht, es muss einmal gesagt werden dürfen: Ich fühle mich bedroht, die sprießen ja wie Pilze aus dem Boden, die ganzen Atomkraftgegner.

Ihr Spießer!


Ich weiß gar nicht, ob dieses Wort unter den jungen Leuten von heute noch gebräuchlich ist. Zu meiner Jugendzeit gehörte es zum Alltagsrepertoire und bezeichnete alle Menschen, die in festgefahreren Bahnen lebten, die das taten was alle taten und Neuem gegenüber nicht aufgeschlossen waren, hauptsächlich die eigenen Eltern. Es war damals ziemlich leicht, kein Spießer zu sein. Im Wesentlichen reichten dafür ein langer Pony, eine Antiatomkrafthaltung und ein absichtliches Loch in der Hose. Wenn man dazu noch jemanden persönlich kannte, der Rastalocken hatte oder Greenpeaceaktivist war, war die Sache geritzt. Heute ist es ungleich schwieriger, kein Spießer zu sein. Ich persönlich jedenfalls habe darin total versagt.

Ich bin Mutter von 2 Kindern und Besitzerin eines Chariot Fahrradanhängers inklusive Säuglingsschale für den Kleinen. Ich verwende einen Ergo Carrier in den Farben black und camel, um meine Kinder vor dem Bauch zu transportieren. Meine Tochter wird bald eines dieser Laufräder erhalten, mit denen heutzutage Kleinstkinder durch den Straßenverkehr sausen. Angeblich lernen sie Radfahren dann mit 3 Jahren innerhalb eines Tages. Ich habe gegen jedes Wehwehchen passende Globuli im Schrank und vefüttere sie großzügig. Ich plane exotische Reisen mit den Kindern, damit ich mich weiterhin persönlich entfalten kann. Jeden Entwicklungsschritt meiner Kinder halte ich digital fest und teile ihn in sozialen online Netzwerken mit der halben Welt, auch mit denen, die an meinen Kindern kein Interesse haben. Ich besuche PEKiP-Kurse, arbeite in verantwortungsvoller Position in Teilzeit und stille meinen Sohn wo ich gerade gehe und stehe. Ich mag Bionade und Bio überhaupt und Café Latte. Ich habe ein Smartphone. Und verheiratet bin ich auch noch! Kurz, ich bin wahnsinnig angepasst. Mehr geht nicht, ich mache fast jeden Schnickschnack mit. Heutzutage ist Bio spießig und digital ist spießig, Cafés sind spießig und sanfte Kindererziehung sowieso. All dies gilt als verspannt, überkandidelt und irgendwie opportun. Dass ich immernoch gegen Atomkraft bin und auch gegen die Äußerungen von Herrn Sarrazin, hilft überhaupt nichts! Nicht mal, dass unsere Familie kein Auto hat, sondern Carsharing-Mitglied ist, rettet mich aus der Spießerecke, das ist nämlich, wie ich jüngst gelesen habe, ein Trend, so ein Mist.

All die Gegner meines Lebensmodells rufen mir und meiner Peer Group zu: „Entspannt Euch! Verweichlicht Eure Kinder nicht! Macht Eure Smart-, I- und sonstigen Phones aus! Trinkt Leitungswasser! Ihr braucht den ganzen Quatsch nicht, damit wird doch nur einer verantwortungslosen, gewinnstrebenden, seelenlosen Industrie in die Hände gespielt!“ Diese Menschen sind gegen aktuelle Kindertransportbehälter aller Art, gegen Biolebensmittel, gegen moderne Kommunikationsformen, gegen moderne Erziehungsideen, gegen Kitas, gegen Straßencafés und übrigens auch gegen Sonnenbrillen. So, Ihr Lieben, und was schlagt Ihr vor? Soll ich Hühner im Kinderzimmer züchten, damit die Kinder wieder einen natürlichen Kontakt zu Lebensmitteln erhalten? Oder mit ihnen gemeinsam ein selbstgezogenes Schwein schlachten? Soll ich auf dem Flohmarkt einen riesigen, nostalgischen Kinderwagen kaufen, mit dem ich nichtmal bei Penny ums Regal fahren kann? Soll ich sie im Sommer einfach mal ins Wasser schmeißen, damit sie schwimmen lernen? Soll ich bis zum Schuleintritt des letzen Kindes allein zu Hause sitzen, ein Kind nach dem anderen bekommen und im Dunkeln in der Ecke heimlich stillen, damit auch mein Mann nicht von einem Busenblitzer belästigt wird? Soll ich ihnen mit 3 Monaten Kuhmilch einflößen und alsbald dem Fläschchen einen Schluck Rotwein zur Beruhigung beimischen? Soll ich mir ein Telefon mit geringelter Schnur am Hörer kaufen, so eines, das man nie rechtzeitig erreicht hat? Soll ich ein Kännchen Kaffee mit Milch und Würfelzucker mit Horoskop drauf bestellen? Ach nee, ich geh ja als junge Mutter gar nicht aus, ich koch meinen Kaffee zu Hause mit Porzellanfilter.

Und wenn mir mal die Hand ausrutscht, soll ich dann sagen, „das hat uns früher auch nicht geschadet“?, Ihr – Ihr… Spießer, Ihr!