Gruselschocker


Gestern hatte ich eine Begegnung, gegen die jede Stephen King-Verfilmung einpacken kann. Ich habe bei meiner Nachbarin urlaubsbedingt Blumen gegossen. Dabei war ich das erste mal in ihrerer Wohnung. Die Nachbarin, nennen wir sie Ilse, ist in den Sechzigern und wohnt gemeinsam mit ihrer betagten Mutter im dritten Stock, und zwar schon immer. Ich ging spät abends hoch, als meine Tochter endlich schlief. Alle Blumen waren ordentlich in der Küche zusammen gestellt, daneben ein Zettel mit der Urlaubsadresse der beiden Damen sowie allerlei weiteren Informationen für den Fall eines Falles. Ilse ist sehr, sehr sorgfältig. Selbstverständlich habe ich mir die gesamte Wohnung angesehen, die erwartungsgemäß im verspielten Blümchendesign gehalten und pikobello aufgeräumt war. Und dann kam Ilses Zimmer. Es gab keine Deckenlampe, daher blieb es bei meiner Inspektion ins Halbdunkel getaucht. Ich konnte lauter Regale sowie ein Plüschsofa erkennen, jeweils vollgestopft mit Puppen und Stofftieren aus diversen Jahrzehnten. Ein bisschen betroffen ob der kindlichen Anmutung ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen und dann trafen sich unsere Blicke. Aus einer dunklen Ecke des Kinderzimmers starrte er mich eindringlich an, er musste mich schon die ganze Zeit stumm beobachetet haben: ein riesiger, grauer, ausgestopfter Hund! Uuuaah…

Kurt macht den Abflug


Ich habe heute etwas Biologisches gelesen, das mich beeindruckt hat. Es handelt von der gemeinen Fruchtfliege Drosphila, welche vielen von uns noch aus dem Biologieunterricht bekannt ist, zumindest dem Namen nach. Sind wir bisher davon ausgegangen, dass wir einfach zu langsam waren, wenn wir mit unserer Fliegenklatsche daneben gehauen haben, werden wir nun von amerikanischen Biologen etwas Besseren belehrt. Drosophila koordiniert nämlich ihren Abflug genau, sobald sie merkt, dass sie umgebracht werden soll. Eine ganze fünftel Sekunde lang plant sie ihre Flucht und bringt sich dann in die optimale Abflugposition. (ZEIT-Artikel).

Ich muss sagen, ich hatte Drosophila unterschätzt. Als mir das auffiel, dachte ich darüber nach, dass ich von meinem hohen Ross herab Vieles unterschätze, um mich schlauer, schöner, kultivierter, witziger oder sonst irgendwie besser zu fühlen. Bevor ich genauer hinsehe, abwarte oder etwas ausprobiere, fälle ich einfach ein vernichtendes Urteil und dann finde ich mich toll. Hin und wieder korrigiere ich mich aber. Zu den von mir lange Zeit unterschätzten Dingen gehören: Landgasthöfe, Neckermann, Tokio Hotel, Leitungswasser, die SPD. Heute ist endlich Kurt Beck zurückgetreten, genauer gesagt, aus der Klausurtagung und gleichzeitig aus dem Amt des Parteivorsitzenden geflohen. Er hat dies, im Gegensatz zur Fruchtfliege Drosophila, allerdings nicht geplant. Immerhin war die Fliegenklatsche schon ein paar mal neben ihm aufgeschlagen und jetzt hat er es endlich mitbekommen und war spontan so beleidigt, dass er es gar nicht mehr aushalten konnte und schnell durch die Hintertür verschwunden ist. Nun nimmt also die gute alte SPD Abschied von Frau XY’s und anderer Genossinnen Linkskurs, nominiert FWS zum Kanzlerkandidaten und holt Münte zurück. Ich muss sagen, so viel Aktionismus an einem einzigen Sonntag hätte ich der SPD wahrlich nicht zugetraut.

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Segen


In Tokio gibt es einen Schrein, in welchem Mönche für elektronsiche Geräte, z. B. Rechner, beten. Dies steht in einem Artikel in Spiegel online, welcher an späterer Stelle darauf hinweist, dass Papst Johannes Paul II. im Jahr 2002 das gesamte Datennetz gesegnet hat! (Artikel).

Tja, Paule, das war echt gut gemeint, aber ehrlich gesagt: genutzt hats nix.