Scheißegal, ich bin vierzig.


Ich fahr nicht gern Auto, und wenn nebendran

auf dem Beifahrersitz, mit Sitzheizung an.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Das Kissen, auf dem ich die Nacht verbracht

hab ich im Gesicht bis abends um acht.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Worauf ich geschimpft mit Verve allzumal

find ich heute gut, zumindest egal.

Zum Putzen hab ich seit Jahrn Personal,

ab dem zweiten Stock ist treppauf eine Qual,

gegen allerlei Weh stehn Pillen im Regal,

meine Nachbarin – warte, wie heißt sie nochmal –

Scheißegal, ich bin vierzig.

Der Oberarm schlabbert, das Doppelkinn auch,

Ich träum nicht mal mehr vom Bikinibauch!

Ihr könnt mich mal sonstwo, Frau Schiffer, Frau Klum,

steh ich voll drüber, ich bin ja nicht dumm!

Ich strahle von innen und das macht mich schön.

Glaub ich zumindest, ich kanns bloß nicht sehn.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Die letzte Demo liegt Jahre zurück,

heut drück ich „I Like“ und finde mich schick.

Atomkraft, Genetik, ein Wirtschaftsskandal?

Ich schüttel den Kopf und finds dann banal.

Scheißegal, ich bin vierzig.

Hätt ich mich gemocht als ich 15 war?

Wollt ich so werden – so unangreifbar?

So nett, so gediegen, so angepasst,

mit leicht kritischer Note, aber nirgends gehasst?

Natürlich nicht, wer so war, war oll.

Doch mit 15 war ich nun auch nicht so toll.

Ach kommt, ich werde bald Alzheimer kriegen

und bis dahin schließ ich mit mir meinen Frieden

und lehn mich zurück, Ikea sei Dank,

lackiere mir die Fußnägel blank

(auch im Winter, falls ich ins Krankenhaus muss),

geb dem Mann und den Kindern nen herzlichen Kuss

und freu mich, dass ich es leicht nehmen kann,

das Leben. Es fängt jeden Tag an.

Hurra, ich bin vierzig!

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