Gruselschocker


Gestern hatte ich eine Begegnung, gegen die jede Stephen King-Verfilmung einpacken kann. Ich habe bei meiner Nachbarin urlaubsbedingt Blumen gegossen. Dabei war ich das erste mal in ihrerer Wohnung. Die Nachbarin, nennen wir sie Ilse, ist in den Sechzigern und wohnt gemeinsam mit ihrer betagten Mutter im dritten Stock, und zwar schon immer. Ich ging spät abends hoch, als meine Tochter endlich schlief. Alle Blumen waren ordentlich in der Küche zusammen gestellt, daneben ein Zettel mit der Urlaubsadresse der beiden Damen sowie allerlei weiteren Informationen für den Fall eines Falles. Ilse ist sehr, sehr sorgfältig. Selbstverständlich habe ich mir die gesamte Wohnung angesehen, die erwartungsgemäß im verspielten Blümchendesign gehalten und pikobello aufgeräumt war. Und dann kam Ilses Zimmer. Es gab keine Deckenlampe, daher blieb es bei meiner Inspektion ins Halbdunkel getaucht. Ich konnte lauter Regale sowie ein Plüschsofa erkennen, jeweils vollgestopft mit Puppen und Stofftieren aus diversen Jahrzehnten. Ein bisschen betroffen ob der kindlichen Anmutung ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen und dann trafen sich unsere Blicke. Aus einer dunklen Ecke des Kinderzimmers starrte er mich eindringlich an, er musste mich schon die ganze Zeit stumm beobachetet haben: ein riesiger, grauer, ausgestopfter Hund! Uuuaah…

Wasmann, aller!


„Zunächst die gute Nachricht: Die Welt wird immer glücklicher. Das glauben zumindest die Wissenschaftler um den Politologen Ronald Inglehart von der University of Michigan. (…) In ihrer aktuellen Umfrage nahm fast überall die Zufriedenheit deutlich zu. Den ersten Platz belegt dabei Dänemark, gefolgt von der Schweiz, Island, den Niederlanden und Kanada. Auch Norwegen und Schweden liegen weit vorn. Und nun die schlechte Botschaft: Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, in denen das Wohlbefinden deutlich abgenommen hat. (…)“ Die Gründe dafür sind in einem Artikel von Tanja Dückers in der ZEIT nachzulesen, nur eines noch: Westdeutschland liegt zwischen Malaysia und Vietnam! (ZEIT-Artikel)

Ich möchte in diesem Zusammenhang Satzfetzen aufschreiben, die ich auf dem Weg zum Altonaer Bahnhof aufgeschnappt habe. Dabei erachte ich Menschen rund um einen größeren Bahnhof als repräsentativ für die Gesellschaft, denn Bahn fährt schließlich fast jeder einmal. Ich kann mich den Glücksforschern nur anschließen, hier ein Auzug meiner persönlichen Forschungen:

  • „…Wenn ich mein Gesicht im Spiegel sehe krieg ich meistens immer schlechte Laune…“
  • „…da isser ja schon, wie immer am Essen!…“
  • „…hör doch mal aufjetzt damit mann, ey bist du behindert oder wasmann, aller!…“
  • „…Kannst Du Dich bitte ETWAS beeilen…“ (Mädchen, ca. 7 Jahre, zu ihrem Vater)
  • „…Ey und dann steht da ein Blitzer auf der Autobahn und blitzt den Ferrari!…“ (Junge, feixend, ca. 10 Jahre)

In Hamburg, jedenfalls aber in Ottensen, ist Deutschland irgendwie missgünstig und genervt gegenüber Anderen und sich selbst.

Boykott


Mist, ich muss eine meiner Lieblingseisdielen in Ottensen künftig boykottieren, denn die Geschäftsführung verhält sich unmoralisch. Sie überwacht ihre Mitarbeiterinnen und bedroht die „Verräter“: (MoPo-Artikel).

Was ich noch boykottieren muss:

  • Äpfel, die für meinen Verzehr kerosinverbrauchend nach Hamburg geflogen wurden
  • Meine Siemens Waschmaschine, wegen der ganzen Schmiergeldskandale
  • Den Golf meiner Freundin, die mich manchmal mitnimmt, wegen der Betriebsratsaffaire bei VW
  • Lidl, Ihr wisst schon…

Liebe Obstbauern aus dem Alten Land, bitte überwacht niemals Eure Apfelplücker, denn dann kann ich gar keine Äpfel mehr essen!

Poppen


Soo witzig ist der Name eigentlich nun auch wieder nicht. Oder doch? Wers noch nicht kennt, muss sich unbedingt anhören, wie dieser arme NDR Moderator versucht einen Beitrag zu lesen. Wers schon kennt muss trotzdem nochmal eben reinhören, weils so schön ist!

ndr3_poppen.mp3

Geschäftssinn


hamburg-eimsbuttel.jpg

Elektrogebrauchtartikel, Hamburg Eimsbüttel

fremd


Ich lebe seit hundert Jahren in Hamburg. Ich liebe Hamburg, atme Hamburg ein und aus, ich bewege mich ständig in Hamburg und ich KENNE Hamburg. Warum weiß ich dann NIE eine Antwort auf Fragen von Fremden? „Entschuldigung, wie heißt denn dieser Park hier?“ „äh…“. „Ist das hier eigentlich schon die Hafen City?“ „Also ich glaube…, aber so genau…“. „Wissen Sie wie teuer eine Gruppenkarte ist?“ „pfffhh…“. Über Straßen, Wege und Richtungen möchte ich gar nicht erst sprechen… Nun konnte ich jahrelang so tun, als sei ich selbst fremd oder zumindest neu in der Gegend. Mit Kinderwagen vor meinem Bauch nehmen Leute nun richtigerweise an, ich sei nicht fremd. Irrigerweise schließen sie daraus, ich wisse alles Mögliche.

Nun könnte man die Frage daraus ableiten, wann man fremd ist und wann nicht mehr und was fremd überhaupt ist, aber das führt vielleicht etwas weit. Trotzdem fällt mir hierzu noch schnell ein Zitat von Willy Brandt ein: „Ich bin nicht weltfremd, aber ich bin fremd in dieser Welt…“.