Gestern hatte ich eine Begegnung, gegen die jede Stephen King-Verfilmung einpacken kann. Ich habe bei meiner Nachbarin urlaubsbedingt Blumen gegossen. Dabei war ich das erste mal in ihrerer Wohnung. Die Nachbarin, nennen wir sie Ilse, ist in den Sechzigern und wohnt gemeinsam mit ihrer betagten Mutter im dritten Stock, und zwar schon immer. Ich ging spät abends hoch, als meine Tochter endlich schlief. Alle Blumen waren ordentlich in der Küche zusammen gestellt, daneben ein Zettel mit der Urlaubsadresse der beiden Damen sowie allerlei weiteren Informationen für den Fall eines Falles. Ilse ist sehr, sehr sorgfältig. Selbstverständlich habe ich mir die gesamte Wohnung angesehen, die erwartungsgemäß im verspielten Blümchendesign gehalten und pikobello aufgeräumt war. Und dann kam Ilses Zimmer. Es gab keine Deckenlampe, daher blieb es bei meiner Inspektion ins Halbdunkel getaucht. Ich konnte lauter Regale sowie ein Plüschsofa erkennen, jeweils vollgestopft mit Puppen und Stofftieren aus diversen Jahrzehnten. Ein bisschen betroffen ob der kindlichen Anmutung ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen und dann trafen sich unsere Blicke. Aus einer dunklen Ecke des Kinderzimmers starrte er mich eindringlich an, er musste mich schon die ganze Zeit stumm beobachetet haben: ein riesiger, grauer, ausgestopfter Hund! Uuuaah…