Kurt macht den Abflug


Ich habe heute etwas Biologisches gelesen, das mich beeindruckt hat. Es handelt von der gemeinen Fruchtfliege Drosphila, welche vielen von uns noch aus dem Biologieunterricht bekannt ist, zumindest dem Namen nach. Sind wir bisher davon ausgegangen, dass wir einfach zu langsam waren, wenn wir mit unserer Fliegenklatsche daneben gehauen haben, werden wir nun von amerikanischen Biologen etwas Besseren belehrt. Drosophila koordiniert nämlich ihren Abflug genau, sobald sie merkt, dass sie umgebracht werden soll. Eine ganze fünftel Sekunde lang plant sie ihre Flucht und bringt sich dann in die optimale Abflugposition. (ZEIT-Artikel).

Ich muss sagen, ich hatte Drosophila unterschätzt. Als mir das auffiel, dachte ich darüber nach, dass ich von meinem hohen Ross herab Vieles unterschätze, um mich schlauer, schöner, kultivierter, witziger oder sonst irgendwie besser zu fühlen. Bevor ich genauer hinsehe, abwarte oder etwas ausprobiere, fälle ich einfach ein vernichtendes Urteil und dann finde ich mich toll. Hin und wieder korrigiere ich mich aber. Zu den von mir lange Zeit unterschätzten Dingen gehören: Landgasthöfe, Neckermann, Tokio Hotel, Leitungswasser, die SPD. Heute ist endlich Kurt Beck zurückgetreten, genauer gesagt, aus der Klausurtagung und gleichzeitig aus dem Amt des Parteivorsitzenden geflohen. Er hat dies, im Gegensatz zur Fruchtfliege Drosophila, allerdings nicht geplant. Immerhin war die Fliegenklatsche schon ein paar mal neben ihm aufgeschlagen und jetzt hat er es endlich mitbekommen und war spontan so beleidigt, dass er es gar nicht mehr aushalten konnte und schnell durch die Hintertür verschwunden ist. Nun nimmt also die gute alte SPD Abschied von Frau XY’s und anderer Genossinnen Linkskurs, nominiert FWS zum Kanzlerkandidaten und holt Münte zurück. Ich muss sagen, so viel Aktionismus an einem einzigen Sonntag hätte ich der SPD wahrlich nicht zugetraut.

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Segen


In Tokio gibt es einen Schrein, in welchem Mönche für elektronsiche Geräte, z. B. Rechner, beten. Dies steht in einem Artikel in Spiegel online, welcher an späterer Stelle darauf hinweist, dass Papst Johannes Paul II. im Jahr 2002 das gesamte Datennetz gesegnet hat! (Artikel).

Tja, Paule, das war echt gut gemeint, aber ehrlich gesagt: genutzt hats nix.

Ikea Online


Ich habe online einen Teppich bei Ikea bestellt. Lieferung: voraussichtlich Kalenderwoche 35. Das wars, mehr Informationen zur Lieferung habe ich bisher nicht erhalten (es ist jetzt genau die Mitte der besagten Woche). Liebes Ikea Supply Chain-Teammitglied, das für Kundeninformationen zuständig ist: diese Mitteilung ist ein ganz kleines bisschen zu allgemein gehalten. Klar, ich kann einfach mal eine Woche auf dem Sofa sitzen und warten, dass mein Teppich kommt. Ich bestelle einfach Essen auf Rädern, das wollte ich immer schon mal ausprobieren. Sicherheitshalber dusche ich auch eine Woche nicht, denn ich möchte niemandem nackt und nass die Tür öffnen. Ich kann mir ja ein paar Dreadlocks drehen, dafür darf man sich ohnehin nicht die Haare waschen. Sicher kommt auch meine Cousine gern zu mir, sie hat diese Woche Geburtstag und mich eingeladen, aber wir können ja auch bei mir feiern. Und wenn die Windeln meines Babys alle sind? Dann bestell ich einfach neue per Internet und verbringe noch eine Woche zu Haus – falls die Windellieferung kommt!

Ditte


Was es mit einem macht, wenn man Ditte Kotzian heißt? Man wird Synchronturmspringerin. Hätt ja schlimmer kommen können.

Zum Beispiel könnte man Peaches oder Fifi Trixibelle Geldorf heißen und dann springt man wahrscheinlich nicht mal vom Einmeterbrett, sondern vergnügt sich mit Pete Doherty.

Warum Google aber den Turmspringern ein Ringelschwänzchen verpasst, verstehe ich nun auch wieder nicht.

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Ästhetik


Neulich saß ich im Café und blätterte, als Kontrapunkt zu meinem eigenen schlampigen Aussehen, mal wieder in einer GALA. Mir wurde dort die neue Herbstmode vorgestellt, die Fotostrecke hieß „Spiel mit Farben“. Nun weiß ich natürlich, dass Modefotografie nicht immer glatt und eindimensional ist, vielmehr werden oft gesellschaftliche Gegensätze aufgegriffen und in einer neuen Ästhetik vereint. Oder so. Dennoch habe ich mich erschrocken, als ich auf ein Foto stieß, auf welchem das Model, dem Wahnsinn nahe, unter seinem zu langen Pony hervorlugt. Es hat gelinde gesagt eine schlechte Haltung. Die Schultern sind hochgezogen, als würde es frieren, der Hals verschwindet im Mantelkragen (des Mantels, um den es auf diesem Foto geht). Die Beine haben eine schlimme, behandlungswürdige Fehlstellung, im Volksmund X-Beine genannt. Fachleute sprechen von einer so genannten Valgus-Stellung der Beine, sie tritt laut Wikipedia meist in Folge von Knick-Senkfüßen auf. Am meisten hat mich jedoch die rechte Hand verstört. Das Handgelenk ist so komisch nach innen abgeknickt, ehrlich gesagt sieht es spastisch aus, jedenfalls aber irgendwie verkrampft. In der anderen Hand hält das Model zwei unbehandelte Holzleisten. Ich möchte dieses Foto nun nicht überhöhen, indem ich über die Botschaft dieser Abbildung spekuliere. Aber ich will zumindest die Fragen in den Raum werfen, was dieses Foto mit Farbenspiel zu tun hat und warum man das Mädchen in diesen erbarmungswürdigen Zustand versetzt hat. Hoffentlich hat es sich nicht auch noch einen Splitter zugezogen! Den Mantel finde ich übrigens ganz schick.

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Nachtrag: Oben habe ich das Wort Ästhetik verwendet. Ich war nicht ganz sicher, wie man es schreibt und bin beim Nachgoogeln auf die Deutsche Gesellschaft für Ästhetik gestoßen. Diese hat zum Ziel, „Ästhetik in ihrer ganzen Weite zu behandeln und zu fördern.“ (http://www.dgae.de/ziele.html). Nicht ohne Stolz habe ich festgestellt, dass die Deutsche Gesellschaft für Ästhetik für ihren Blog fast die gleiche Grafik verwendet wie ich für meinen!

Geiselnahme


Ich habe in der Zeit des Mutterschutzes mehr Fernsehen geschaut als in den vergangenen 10 Jahren zusammen, an guten Tagen öffentlich-rechtlich, sonst den Rest. Ich habe bereits vormittags begonnen. Dabei hat mich vor Allem eines irritiert: Der Wertewandel der letzten Jahrzehnte, hervorgebracht durch Aufklärung, Emanzipation und Auflehnung gegen das Establishment, ist irgendwo vor dem Erreichen des TV-Programmes stecken geblieben. Das hatte ich nicht erwartet. Die meisten Sendungen drehen sich um Schönheit (Germany’s next Topmodel), Gehorsam (Erziehnungscamps, Germany’s next Topmodel), Gesetzestreue (Gerichtsshows) sowie das Führen des Haushaltes (Frauentausch et. al.). Über die Nachmittags-Talkshows weiß ich nichts, das hab ich dann doch nicht geschafft. Die Krönung war eine Sendung, bei der den Männern gestresster Hausfrauen die Hausarbeit nahe gebracht wurde. Eine barocke Haushaltsfee zog für ein paar Tage ein, während die Hausfrau in eine Wellnessoase zum Reparieren ihrer Putzblessuren geschickt wurde. Am Ende konnte der Mann Wäsche waschen, Fenster putzen, Schulbrote schmieren und Staubsaugen. Er war dann ganz überrascht, dass seine Frau all die Jahre so viel geleistet hatte. Hallo? Ich dachte, diese Entwicklung wäre lange bevor ich ein befruchtetes Ei war abgeschlossen gewesen! Offen gestanden war ich doch ein bisschen erschüttert, irgendwie hatte ich mir das Tages-TV-Programm moderner vorgestellt. Ich habe das Fernsehen daher inzwischen weitgehend wieder eingestellt und mich stattdessen dem Internet zugewandt. Dem Ort, wo junge Menschen webzweinullen und Stars in Youtube geboren werden und wo ge-aimt, -xingt und -twittert wird und StudiVZ für Menschen unter 25 so gängig ist wie telefonieren, eigentlich noch gängiger. Und dann stieß ich zufällig auf das:

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Unter „Wohlbefinden“ konnte ich dann feststellen, dass sich doch etwas getan hat, denn die moderne Hausfrau spricht ein so intimes Thema wie das prämenstruelle Syndrom (PMS) ganz offen an. Es sei mittlerweile sogar als Krankheit anerkannt, steht da. Zu meiner Zeit war das nicht so, jedenfalls nicht im Sportunterricht, wo es wirklich nötig gewesen wäre. Wir mussten noch alle Beschwerden stumm ertragen und dabei am Reck turnen. Aber, ha! Frauen von heute wissen sich zu wehren, sie nämlich machen eine Krankheit draus und nehmen das Syndrom dann einfach als Geisel.

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Die Tipps für den flachen Bauch hab ich extra mit reinkopiert. Liebe Sommerfrauen und Models, trinkt Wasser statt Cola, Ihr werdet erstaunt sein! Germany’s next Topmodel, Staffel 4, ruft!

weltumspannend


In folgendem Filmchen schickt ein äußerst kreativer Zeichner ein GPS-System auf Weltreise. Das Gerät wird zum Zeichenstift, indem die zurück gelegte Strecke auf einer Weltkarte nachvollzogen wird. Bisschen umständlich, finde ich aber irgendwie auch genial: Film ab!

Kragenbären


Harald Martenstein über Empfängnisverhütung:
… hier!