Demenzgrenze


Einige Zeit vor und nach der Geburt eines Kindes ist die Mutter geistig ein bisschen minderbemittelt. In meinem Fall äußert sich das zum Beispiel in akuten Wortfindungsschwierigkeiten („Wir brauchen noch so eine Baby… Wasch…wie heißt das – Babybadewanne.“) Gern decke ich auch den Tisch für 4 obwohl wir nur 3 sind. Außerdem trage ich immer ein kleines Notizbüchlein mit mir, in dem ich alles notiere und ich meine wirklich alles. Was nicht notiert wird, findet nicht statt. Da ich diese Tendenz immer schon hatte, denke ich zumindest daran, das meiste aufzuschreiben. Denkwürdig war auch die Aktion mit dem Mikrowellen-Fläschchen-Sterilisator. Der ist toll, einfach Fläschchen rein, bisschen Wasser dazu und ab in die Mikrowelle. Hab ich trotz eingeschränkter Leistungsfähigkeit bis dahin geschafft, aber dann hab ich den falschen Knopf an der Mikrowelle gedrückt und als Folge schmolz das ganze Ding in organischen Formen in sich zusammen und nahm dabei die Fläschchen gefangen, die ich im Anschluss wieder herausflexen musste.

Aber, und hier spreche ich die Marketingabteilung von Alnatura, Abteilung Dinkelkekse an: ich bin nicht vollends verblödet, es gibt eine Grenze meiner Demenz! Und zwar: Vorne auf der Packung sind löblicherweise einige Nährwertangaben notiert, damit man einen Überblick behält, was man zu sich nimmt. Eine Tüte Kekse beinhaltet 150 g. Naheliegend wäre, die Nährwertangaben pro Tüte aufzuschreiben, denn man weiß ja ungefähr, ob man eine halbe oder eine viertel oder eine ganze Tüte isst. Alnatura Marketingfachleute haben sich aber überlegt, die Angaben pro Portion aufzuschreiben. Eine Portion habe 25 g. Liebe Leute, wie um alles in der Welt kommt Ihr auf die Idee, dass eine Portion Dinkelkekse aus 25 g besteht?! Und wie stellt Ihr Euch vor, dass ich den tatsächlichen Verzehr berechne? Die Kekse der Tüte durchzählen und flugs per Dreisatz berechnen, wie viel Keks 25 g entspricht, wenn die Menge aller Kekse = 150 g ist? Seid Ihr bescheuert?!

Ergänzend zur Demenzthematik möchte ich noch eine gesellschaftspolitische Überlegung aufschreiben. Altersdemenz ist ja ein wachsendes Problem in einer überalternden Gesellschaft und findet derzeit viel mediale Beachtung. Die Gesellschaft überaltert, weil zu wenig Kinder geboren werden, während die vorhandenen Menschen immer älter werden. Unter Anderem deshalb sollen die Frauen wieder mehr Kinder kriegen. Ich möchte nur erwähnt haben, dass dann aber mehr Frauen eine längere Zeit ihres Lebens unter Schwangerschafts- und Stilldemenz leiden und das Problem somit lediglich zeitlich nach vorn verlagert wird. Nicht, dass es hinterher wieder heißt, keiner hätt was gesagt.

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