2015, Here I come

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Wie ich dieses Jahr meine Selbstständigkeit startete

Wie es mir Spaß machte

Wie es langsam losging mit ersten Kunden und Projekten

Wie ich eine tolle Beratungsfirma fand, bei der ich als Freie unterkam

Wie ich eigene Kunden akquirierte

Wie ich zudem freie Beraterin einer großen Firma wurde

Wie alles immer besser lief

Wie alles immer mehr Spaß machte

Wie ich immer mehr lernte

Wie meine Tochter in die Schule kam und in drei Wochen ein ganzes Jahr reifte

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Wie mein kleiner Sohn sich die Schulter brach und genas

Wie das Leben immer mehr wurde und schneller und erfolgreicher

Wie ich das toll fand

Wie ich mit 180 auf der linken Spur fuhr und wie ich dabei sang vor Freude

Wie ich merkte, dass ich gar nicht genug getankt hatte

Wie ich wieder etwas langsamer wurde

Wie mein Sohn eine Mauer herab stürzte

Auf eine Steintreppe

Und sein Schutzengel  gerade noch rechtzeitig zur Stelle war

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Wie ich mehr Zeit für meine Familie haben wollte

Wie ich mehr Zeit für mich haben wollte

Wie mir das ganz langsam gelang

Wie ich voller Freude war über das Erreichte

Wie ich dauernd Rückenschmerzen hatte

Wie plötzlich mein Fuß an einer Stelle taub war

Wie ich mich darum kümmerte und es trotzdem  immer schlimmer wurde

Wie ich mit einem gelähmten Fuß ins Krankenhaus kam

Wie sie mich gleich da behielten

Wie sie mir sagten, es sei die Bandscheibe

Wie die aber ganz gesund war und ich tagelang untersucht wurde

Wie ich auf der Neurologischen landete

Mit einem nun fast vollständig gelähmten Bein

Wie in meinem Zimmer schon eine Frau in meinem Alter lag

Wie die sich ärgerte, dass jemand mit rein kam

Wie diese Frau sehr krank war

Wie sie Spastiken  hatte, die sie unendlich erschöpften

Wie sie weinte, weil sie plötzlich nicht mal mehr den Telefonhörer halten konnte

Wie ich froh war, dass ich ihn halten durfte und nicht hilflos sein musste

Wie die Schwestern und Pfleger zu wenig Zeit hatten

Wie die Frau nur in Notfällen nach ihnen klingelte

Wie mein anderes Bein plötzlich auch keine Reflexe mehr zeigte

Und man mir sagte, dass auch ich vielleicht sehr krank bin

Wie die Welt implodierte

In ein Tränenmeer fiel

Und weg schwamm

Wie es ganz still wurde in mir

Wie die Ungewissheit so groß wurde, wie das Universum

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Wie die Spastiken die Beine der Frau verknoteten und niemand kam

Wie wir sie zusammen auseinander bekamen und uns gemeinsam  freuten

Wie sie auf Toilette musste und niemand rechtzeitig half

Wie sie deshalb in die Hose machte

Wie ich trotz allem froh war, dass sie da war in diesen Tagen

Wie mir ihre Eltern Kopfhörer mitbrachten, weil ich keine hatte

„Als Weihnachtsgeschenk“

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Wie meine Kinder fröhlich über den Krankenhausflur kegelten

Wie meine Tochter mir erzählte, dass sie abends nicht einschlafen kann, weil sie an mich denkt

Wie der Nikolaus zu den Kindern kam und mir etwas mitbrachte, weil sie auf einen Schuh

Auch für mich bestanden hatten

Wie mein Bein von Tag zu Tag schlechter wurde und ich nicht mehr laufen konnte

Wie ich mit Verdrängen und Aushalten beschäftigt war

Den ganzen Tag

Wie die Frau meine Freundin wurde und ich ihre

Wie wir gemeinsam lästerten über die, die stumpf waren

Und die ehrten, die menschlich geblieben waren in all dem

Wie sie einen Tag beinahe ohnmächtig aus ihrem Rollstuhl gefallen wäre

Und einen anderen fast erstickte

Wie ich die schönsten Liebesbriefe von meiner Tochter erhielt

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Wie mein Sohn mir ein Bild malte und es lieber wieder mitnehmen wollte

Damit das Bild zu Hause auf Mama warten sollte

Wie der Mann mir einen Weihnachtsstern und Unterhosen und eine Umarmung mitbrachte

Wie meine Freundin entlassen wurde

Und die Nachtschwester mir erzählte, wie anstrengend sie war

Und ich sagte „Natürlich war sie das. Es ging ihr schlecht.“

Wie ich tagelang auf die Untersuchungsergebnisse wartete

Wie zu Hause alles weiter lief, weil Freunde und Familie da waren und halfen

Alle

Wie ich am Ende bloß eine harmlose Borreliose hatte

Und alles gut wurde.

 

Wie ich alles, was ich nun weiß, auch vorher wusste

Das mit der Zeit und dem Wesentlichen

Wie ich jeden Kalenderspruch kenne, der dazu geschrieben wurde und noch geschrieben wird

Wie jetzt trotzdem alles anders ist, für immer.

2015, here I come!

 

 

(Foto Universum: Bernhard Mayr / Pixelio)

4 Gedanken zu „2015, Here I come

  1. Wie ich nachts nicht schlafen konnte, Susannes Blog las und so viel Herz und Empathie darin fand.

    Wie ich dachte, obwohl ich das schon lange wusste: Susanne ist ne gute.

    Wie ich mich extra registrierte, nur um ihr das zu schreiben.

    Danke Susanne, für diesen schönen Text und alles gute für 2015! <3

  2. Pingback: Woanders – diesmal mit der Medienerziehung, einem Kulturblog, einer alten Dame und anderem | Herzdamengeschichten

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